„Talk am Pegel“ mit Ahmad Mansour
:
Wie Extreme die demokratische Mitte bedrohen
10. Juni 2025 , 3 Minuten Lesezeit
Ein eindrucksvoller Abend voller Denkanstöße und intensiver Gespräche: Beim „Talk am Pegel“ diskutierte gestern der renommierte Psychologe und Extremismusexperte Ahmad Mansour mit Gästen aus Politik, Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft. Eingeladen hatte der Neusser Landtagsabgeordnete Dr. Jörg Geerlings (CDU).
Thema des Abends: „Radikal. Politisch. Gefährlich. – Wie Extreme die Mitte bedrohen“.
Die Resonanz war überwältigend: Rund 200 Besucherinnen und Besucher kamen in die Pegelbar am Neusser Hafen. Das Ambiente bot erneut einen inspirierenden Rahmen für lebhafte Debatten und nachdenkliche Impulse.
Ahmad Mansour: Analyse aus der Praxis
Ahmad Mansour, israelisch-deutscher Psychologe arabisch-palästinensischer Herkunft, arbeitet seit vielen Jahren mit Aussteigern aus extremistischen Milieus und engagiert sich aktiv im Kampf gegen Antisemitismus. Mit eindringlichen Worten warnte er vor einer zunehmenden Polarisierung durch digitale Medien: „Damit ist die Polarisierung vorprogrammiert. Wir befinden uns in einer Radikalisierungswelle, die nicht auf der Straße, sondern in den sozialen Medien stattfindet.“ Mansour mahnte zudem, dass viele Menschen Empathie und die Fähigkeit verlieren würden, Ambivalenzen verarbeiten zu können. Dies müsse wieder stärker ins Zentrum rücken – beginnend in den Familien.
Stimmen aus Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft
In der anschließenden Diskussionsrunde kamen weitere Perspektiven zur Sprache:
Lena Behr, Schülerin des Gymnasiums Norf und in der Demokratiebildung engagiert, betonte:
„Präventionsprogramme sollten verbindlich im Lehrplan verankert werden.“ Ihre Schule biete bereits zahlreiche Angebote – jedoch seien diese freiwillig. Das reiche nicht aus, so ihr Appell.
Johann-Andreas Werhahn, Familienunternehmer und Mitgründer der Initiative „Kompass D“, plädierte für mehr Offenheit und Vertrauen im gesellschaftlichen Miteinander: „Wir müssen verstehen, was der Gegenüber von uns will.“ Erfahrungen und Erwartungen müssten mit gegenseitiger Offenheit begegnet werden. Wichtigster Schritt sei es, Menschen zu vertrauen und ihnen zu helfen, Vertrauen zu sich selbst aufzubauen.
Dr. Guido Hitze, Historiker und Politikwissenschaftler, thematisierte die wachsende Demokratieverdrossenheit: „Warum verlieren wir so viele Menschen an die politischen Ränder?“
Er warnte vor einer Sprache, die zur Waffe werde, und einer Haltung, in der subjektive Eindrücke über objektive Fakten gestellt würden. Dies erschwere den gesellschaftlichen Dialog miteinander erheblich.
Fazit von Jörg Geerlings MdL
Zum Abschluss betonte Geerlings: „Das große Interesse an dieser Veranstaltung zeigt: Wir alle spüren, dass unsere freiheitliche Gesellschaft unter Druck steht. Extremismus – ganz gleich von welcher Seite – bedroht die Mitte, das Herz unserer Demokratie und unser friedliches Miteinander. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, wachsam zu bleiben und entschlossen für unsere Werte einzustehen. Umso erfreulicher ist es, dass an diesem Abend nicht nur Probleme benannt, sondern auch konkrete Lösungsansätze aufgezeigt wurden – wie Radikalisierung vor Ort verhindert und demokratische Kultur im Kleinen wie im Großen gestärkt werden kann.“