Jeder Stadtteil muss ein Familienzentrum bekommen!
18. Januar 2017, 3 Minuten Lesezeit
Seit mehreren Jahren kann die Stadt Neuss pro Jahr ein neues Familienzentrum fördern, das dann einen Extra-Zuschuss vom Land Nordrhein-Westfalen bekommt - so auch in diesem Jahr. "Warum nur eins?" fragt der CDU-Vorsitzende Dr. Jörg Geerlings. "Diese Nachricht, die uns jedes Jahr per ,copy&paste' aus Düsseldorf erreicht, ist für mich kein Grund zum Jubeln, denn die Weiterentwicklung von Kitas zu Familienzentren hinkt dem tatsächlichen Bedarf und auch den ursprünglichen Planungen weit hinterher. Wir brauchen in jedem Stadtteil wenigstens ein Familienzentrum und in den kinderreichen Stadtteilen mehrere. Langfristig sollte sogar jede Kita dieses Zusatzangebot machen können." Doch dafür zahlt das Land zu wenig Geld.
Die Weiterentwicklung von Kindertagesstätten zu Familienzentren war ein zentrales Projekt der CDU-geführten Landesregierung zwischen 2005 und 2010. Unter Jugendminister Armin Laschet wurden seit 2006 landesweit Familienzentren eingerichtet. Aufgabe und Ziel der Einrichtungen ist es, durch unterschiedliche familiäre Unterstützungs- und Beratungsangebote die Erziehungskompetenzen der Eltern zu stärken und ihnen zu einem frühen Zeitpunkt niedrigschwellig Informationen und Hilfe zukommen zu lassen. Die überwiegende Mehrheit der Familienzentren arbeitet nach dem Lotsenmodell, bei dem bestehende Angebote der Familienunterstützung, -beratung und -bildung unterschiedlicher Träger zusammengeführt und gebündelt werden.
Es war das erklärte Ziel der schwarz-gelben Landesregierung, bis zum Jahr 2012 in Nordrhein-Westfalen 3.000 Familienzentren einzurichten. Nach dem Regierungswechsel 2010 geriet der Ausbau der Familienzentren jedoch ins Stocken. Bis heute gibt es landesweit nur rund 2.500 Familienzentren. "Das Land operiert hier jedoch mit falschen Zahlen", mahnt Geerlings an. Angeblich gebe es bereits 3.500 Familienzentren. Darunter sind jedoch viele Kitas, die sich als Verbund zu einem Familienzentrum zusammengeschlossen haben.
Der Landtagskandidat findet es zudem falsch, dass die Vergabekriterien geändert wurden: Inzwischen bekommen nur noch Stadtteile, wo Arbeitslosigkeit, Hartz IV-Bezug und Migrantenanteil am höchsten sind, diese zusätzliche Förderung. Die ursprüngliche Konzeption sah jedoch vor, dass Familienzentren allen Familien in Nordrhein-Westfalen offen stehen. Richtig sei es, die Zentren für alle Stadtteile einzurichten.
CDU-Jugendpolitiker Thomas Kaumanns kann diese Positionen mit Fakten aus der örtlichen Arbeit untermauern: "Wir haben in Neuss derzeit 20 Familienzentren, wir könnten aber schon bis zu 30 haben, wenn denn das Land die Zielmarke 3.000 erreicht hätte. Noch immer gibt es Stadtteile, die keine Familienzentren haben, etwa Uedesheim und Rosellen. Und in Allerheiligen, wo viele Familien leben, gibt es auch nur ein einziges Familienzentrum. Allein im vergangenen Jahr haben sich zehn Kitas um diese Förderung beworben, aber wir durften nur eine einzige auswählen. "Die Landesregierung gefährdet mit ihrer Politik die Idee, dass Familienzentren flächendeckend für alle Familien da sind."