CDU-Arbeitskreis Europa sprach über Israels Existenzbedrohung:
Dimension und Folgen dieses Massenmordes sind nicht allen klar
10. November 2023, 2 Minuten Lesezeit
Betroffene Stille herrschte im Sitzungssaal der Neusser CDU-Geschäftststelle, als Alexandra Heubach erzählte, wie sie den 7. Oktober, den Tag des Hamas-Massakers, in Israel erlebt hat. Die Vorsitzende des Vereins „Chaverut – Freundschaftsgesellschaft Neuss-Herzliya“ war an dem Tag in Tel Aviv und hatte den ersten Raketenalarm um 6 Uhr morgens glattweg verschlafen. Erst beim zweiten Alarm sei ihr klar geworden, dass sie schleunigst den Schutzraum, über den jedes israelische Haus verfügt, aufsuchen musste. Nur 90 Sekunden Zeit bleibe dafür den Bewohnern von Tel Aviv, im Süden des Landes sei die Zeitspanne wesentlich kürzer.
Eindrücklich schilderte Heubach bei dem Treffen des CDU-Arbeitskreises Europa den dramatischen Verlauf des Tages, mit Hiobsbotschaften von Freunden, denen in letzter Minute die Flucht aus der attackierten Region gelang oder dem ständigen Donnern, „wenn wieder eine Hamas-Rakete vom sog. „Iron Dome“ abgeschossen wurde“. Israel sei ein kleines Land und nahezu jede Familie sei irgendwie betroffen. „Stellen Sie sich vor, was es heißt, wenn man plötzlich erfährt, dein Bruder ist ab morgen im Kampfeinsatz in Gaza“, so beschrieb Heubach die existenzielle Lage in den Familien. In Israel hätten die Menschen nach dem 7. Oktober ihr Sicherheitsgefühl verloren.
Dr. Ron Brinitzer, Schatzmeister der Freundschaftsgesellschaft, setzte die über 1.400 Ermordeten des Terrorangriffs bei neun Mio. Israelis in Relation zu den Toten von „Nine-Eleven“. „Das ist, als wären in New York 50.000 Menschen gestorben. Das muss man sich klar machen, damit jeder die ungeheuerliche Dimension dieses barbarischen Massenmordes begreift,“ betonte er. Die Juden wollten in einem Staat leben, wo niemand von ihnen je wieder Angst haben sollte. Dieser Glaube sei tief erschüttert und gerade deshalb brauche Israel dringend unsere Solidarität.
Entschieden bekannte sich dazu Axel Stucke, der neu gewählte Vorsitzende der CDU-Neuss, dem es „ein Herzensanliegen ist, sich in diesem Existenzkampf eindeutig zu positionieren und auch hierzulande mit allen Mitteln gegen den extrem gewachsenen Antisemitismus vorzugehen.“ Die massiven Proteste mit Israel-feindlichen und Hamas-sympathisierenden Parolen verlangten eine Reaktion der Politik. Der AK-Vorsitzende Rotger Kindermann wiederholte die Forderung von CDU und CSU, dass nur der die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten soll, der sich ausdrücklich zum Existenzrecht Israels bekannt hat. Aber es gebe beim Kampf gegen Antisemitismus nicht nur ein Gesetzes-, sondern vor allem ein Vollzugsdefizit, wurde von den Teilnehmern zwei Tage vor Gedenken an die Progromnacht von 1938 moniert. (RK)