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#fürneuss

CDU
Spuren mittelalterlicher Klöster in Neuss

Stadtarchäologin Sabine Sauer zu Gast im CDU-Arbeitskreis Kultur

26. Januar 2004 2 Minuten Lesezeit

„Bis zur Besetzung der Neusser Region 1794 durch die Franzosen und die anschließende Säkularisation nahmen die Klöster in Neuss mehr als ein Drittel der Stadtfläche ein und besaßen rund 40 Prozent der Ländereien im Rheinland“, bilanzierte Sabine Sauer die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Klöster in Neuss seit dem Mittelalter. Die Stadtarchäologin war zu Gast im CDU-Arbeitskreis Kultur zum Thema „Spuren mittelalterlicher Klöster in Neuss“.

Ende des 10. Jahrhunderts gründeten Benediktinerinnen ihr Kloster im Schatten von Sankt Quirin, das sich zum mächtigen Damenstift St. Quirin entwickelte. Besonders eifrig mit ihren Gründungen waren die Franziskaner seit dem 13. Jahrhundert mit Minoriten, Sebastianern, Tertiariern und schließlich den Observanten. Weibliches Pendant waren schon im 13. Jahrhundert die Klarissen. Die letzte Ordensgründung erfolgte 1615 durch die Jesuiten.

Die Bedeutung und der Einfluss klösterlicher Gemeinschaften wuchsen bis zum jähen Einschnitt durch die Säkularisation stetig und lassen sich bis heute durch vielfältige archäologische Funde im Stadtgebiet nachweisen.

Mit Fotomaterial aus dem historischen „Untergrund“ von Neuss ließ Sabine Sauer die Techniken beim Klosterbau, die Lebensstil der Ordensleute und ihren Umgang mit der übrigen Stadtbevölkerung anschaulich werden. Als Träger von Bildungseinrichtungen, verantwortlich für die Kranken- und Armenpflege und für die Bestattung Verstorbener, als Almosenspender und „Auffangstationen“ für Witwen und Bürgertöchter trugen die Klöster wesentlich zum Bildungsniveau der Neusser und zum sozialen Frieden bei. Unmut allerdings verursachte – vor allem im 18. Jahrhundert – ihr Privileg, keine städtischen Steuern und Abgaben zahlen zu müssen und u.a. vom Wachdienst an der Stadtmauer befreit zu sein. „Sie durften eigene Weine von ihren Weingütern abgabenfrei ausschenken, was zum Ärger mit den Neusser Wirten führte“, stellte Frau Sauer fest.

Den faszinierten Zuhörern wurde zudem die Bedeutung archäologischer Grabungen für die Stadtgeschichte verdeutlicht. Mit detektivischer Akribie verfolgt Sabine Sauer z.B. alle Neu- und Umbau- sowie Restaurierungsprojekte in der Stadt, um jede Gelegenheit für weitere Grabungen und die Klärung offener archäologischer Fragen nutzen zu können. Die Ergebnisse ihrer Arbeit rechtfertigen ihren professionellen Forscherdrang: Über die klassischen Funde (Baufundamente, Ton- und Keramikscherben) hinaus lassen sich die Ernährungsgewohnheiten, die medizinischen Heilmethoden und die weitreichenden Handelsverbindungen der Neusser Bürger darstellen. Fazit: Die Stadtarchäologie ist alles andere als eine trockene Wissenschaft und sollte als historisches „Fundament“ bei allen städteplanerischen Aktivitäten Berücksichtung finden.